
Von der Londonder Bankerin zur Sozialunternehmerin in Bangladesch: Samantha Morshed gründete 2004 das faire Textilunternehmen Hathay Bunano in Dhaka. Foto: Kathrin Harms
Faire Spielsachen aus Bangladesch
Der Do-it yourself-Trend wird zur Geschäftsidee: Samantha Morshed – einst Bankerin in London mit einer Vorliebe für Handarbeiten – lässt heute Spielsachen und Kinderkleidung in Bangladesch herstellen. Prima Geschenke für Babies und Kleinkinder von pebble.
Ein schlichter vierstöckiger Betonbau in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka ist der Hauptsitz von Hathay Bunano. Innen sitzen zwei Dutzend Arbeiterinnen in bunten Saris auf Bambusmatten und nähen faustdicke, gehäkelte Oktopusse zusammen. In der Kita im Nebenraum kritzeln die Kinder der Arbeiterinnen das Alphabet an die Tafel.
Zum Gespräch besuche ich Samantha Morshed, 44, in ihrem Privathaus im Dhakaer Diplomatenviertel. Sie erzählt mir euphorisch, ja fast missionarisch, ihre Geschichte und reicht dazu Tee, Thunfischsandwiches und Mangos.
2004 zog Samantha Morshed, mit ihrem aus Bangladesch stammenden Ehemann und den beiden Söhnen, von London nach Dhaka. Mit 400 Euro Startguthaben gründete sie wenig später das Sozialunternehmen Hathay Bunano (Bangla: handgemacht). Die Idee: Spielzeug und Kinderkleidung von Frauen auf dem Land häkeln und stricken zu lassen und in westlichen Ländern verkaufen. Denn Morshed liebt Handarbeiten und will Arbeitsplätze schaffen.
Die ehemalige Bankerin rechnet sich aus, dass ihr Vorhaben aufgehen wird. Und nicht nur das. „Wenn die Frauen in ihren Dörfern bleiben und dort ihr eigenes Geld verdienen, ist der Gewinn für die Familien und die Gesellschaft groß,“ sagt Morshed. Weil viele von der Landwirtschaft alleine nicht leben können, ziehen sie in die 15 Millionenstadt Dhaka und müssen dort für Hungerlöhne in den Textilfabriken schuften. Weit weg von der Familie. Genau das will Morshed mit ihrem Sozialunternehmen vermeiden, denn jeder Vierte der 160 Millionen Einwohner Bangladeschs muss mit weniger als einem Dollar am Tag auskommen.
„Am Anfang bin ich selbst in die Dörfer gegangen und habe den Frauen Häkeln und Stricken beigebracht“, erzählt sie. Heute beschäftigt Morshed rund 5500 Frauen, die jeden Monat etwa 50.000 Produkte herstellen, ein Viertel davon aus Biobaumwolle mit OE 100-Zertifikat. Die fertigen Spielsachen werden in öffentlichen Bussen von den einzelnen Produktionszentren nach Dhaka gebracht. „Das organisieren wir alles via Mobiltelefon,“ erzählt Morshed lachend.
Ihr Plan geht auf. Samanthas Frauen verdienen mit 35 Euro etwas mehr als den Mindestlohn. Sie können sich auf Firmenkosten regelmäßig von einem Arzt untersuchen lassen und ihre Kinder zur Arbeit mitnehmen. Außerdem bekommen bei Morshed auch Frauen mit Behinderung einen Job – in Bangladesch gelten Behinderte als Schande und werden in der Regel vor der Öffentlichkeit versteckt.
Nachdem aus Morsheds Idee ein florierendes Sozialunternehmen geworden ist, möchte sie in Zukunft alle pebble-Spielsachen und -Kinderkleider aus Biobaumwolle herstellen lassen. Morsheds innigster Wunsch ist jedoch, dass die Produktionsstätten eines Tages von den Frauen selbst geleitet werden .
Pebble findet Ihr in Deutschland und der Schweiz hier. Und hier könnt ihr entdecken, was es außer Oktopussen sonst noch Schönes von Hathay Bunano gibt.

Während ihre Mütter Oktopusse zusammennähen lernen die Kleinen das Alphabet in der firmeneigenen Kita. Foto: Kathrin Harms